Anhaltende Schulschließungen sind keine Option! Freie Wähler fordern kluge Konzepte für Präsenzunterricht.
Die aktuelle Situation rund um die erneute bzw. verlängerte Schließung der Schulen ist besorgniserregend. Isoliert im Homeschooling, ohne pädagogische Wissensvermittlung, kein Kontakt zu guten Freunden, kein gemeinsames Spielen und eben all das nicht, was für Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung unverzichtbar ist.
Die Corona-Pandemie muss ohne Frage mit entsprechenden Maßnahmen und Vernunft bekämpft werden. Aber ist die komplette Schließung von Schulen und Kindertagesstätten wirklich der richtige Weg? Wir sind der Meinung, dass es genügend alternative Möglichkeiten gibt, die nach wie vor leider unversucht bleiben, obwohl sie offensichtlich und einfach umzusetzen sind.
Häufig ist ein gesunder Mittelweg der richtige. Leider werden regionale Akteure wie Schulleiter, Bürgermeister, Elternvertreter und Schulfördervereine selten bis gar nicht in aktuelle Entscheidungen und Beschlüsse eingebunden. Es zeigt sich nun deutlich, dass zwischen theoretischen Planungen von Behörden und der Praxis vor Ort, dem Alltag, dem wirklichen Leben ein breites Feld liegt, welches nicht gut bespielt wird. Statt Praktiker einzubinden und nach regionalen Lösungen zu suchen, wird lieber alles dicht gemacht. Ein einfacher, verständlicher und vor allem zeitnaher Informationsfluss für alle Beteiligten wäre wünschenswert, verdient aber momentan bestenfalls die Note 4.
Natürlich muss man neue moderne Wege gehen und in vielen Branchen und Themenfeldern ist eine Digitalisierung von Abläufen und Prozessen unumgänglich. Aber einen Präsenzunterricht wird und kann Homeschooling nicht ersetzen. Auch dann nicht, wenn die Schulcloud irgendwann fehlerfrei läuft und alle Familien mit der notwendigen Hardware wie Laptop, Notebook, Drucker und einem schnellen, bezahlbaren Internetzugang ausgestattet sind. Eltern können Lehrer nicht ersetzen und eine Beschulung zu Hause kann nicht mit einheitlicher Qualität sichergestellt werden. Präsenzunterricht sollte immer an erster Stelle stehen. Für kurzfristige Ausfälle auf Grund fehlender Kapazitäten an Lehrkräften, im Krankheitsfall von Schülern, für Hausaufgaben, Projekte, Nachhilfe oder um einen kurzen Zeitraum zu überbrücken, wird eine Schulcloud zukünftig wertvoll sein. Der Heilsbringer und eine Rechtfertigung für Schulschließungen wird sie aber nie sein können.
Wir fordern ein Erwachen und ein Zugehen auf die Leute, die vor Ort gute Ideen einbringen. In den Sommer- und Herbstferien wäre genug Zeit dafür gewesen. Einige Thüringer Regionen, so auch in der Staatliche Grundschule in Eisfeld, haben im 1. Lockdown gezeigt, dass es durchaus Lösungsmöglichkeiten gibt, unter Einhaltung sinnvoller Hygiene- und Schutzvorschriften, das Infektionsgeschehen zu kontrollieren und in Kleingruppen sehr guten Präsenzunterricht anzubieten. Wichtig war hierbei das gute Zusammenspiel von Schulleitung, Lehrern, Erziehern, Eltern und der Stadt sowie die Nutzung regionaler Möglichkeiten wie z.B. Schullandheim und Gemeindehäuser. Die Reduzierung der Klassengröße mit damit verbundenem Wechsel zwischen Präsenzunterricht und Homeschooling kann in jeder Schule umgesetzt werden. Mit halbierten Klassengrößen minimiert sich das Risiko sofort. Sollten nicht ausreichend große Klassenräume zur Verfügung stehen, kann man vor Ort prüfen, inwieweit öffentliche Gebäude, Schullandheime, Hotels oder andere
aktuell ungenutzte Räumlichkeiten verfügbar gemacht werden können. Dies gibt Eltern und Arbeitgebern endlich wieder Planungssicherheit und die Kinder haben zumindest „halbe“ Normalität mit echten Lehrern und Noten. Dann gewinnt auch ein Zeugnis wieder die notwendige Aussagekraft mit einer vom Lehrer beurteilten Feststellung des Lernfortschritts oder möglicher Defizite.
Die Situation und Definition der Notbetreuung sorgt ebenfalls für Missstimmung. Jeder war schon systemrelevant, dann wieder nicht. Am Ende muss Eltern geholfen werden, die einen Betreuungsengpass haben und arbeiten müssen. Das dies immer noch nicht verstanden wurde, ist unbegreiflich. Auch die aktuellen Bestimmungen sind für Verantwortliche vor Ort schwer bis gar nicht zu prüfen und vergrößern berechtigterweise den Unmut bei den Betroffenen. Als Folge wird nun eine große Zahl an Schu?lern in der Schule notbetreut. Wäre es nicht besser, stattdessen von vornherein ein vernünftiges und durchdachtes Modell anzuwenden?
Die Pandemie wird uns sicherlich das restliche Schuljahr begleiten. Ab Februar müssen deshalb passende regionale Lösungen vorliegen und umgesetzt werden.
Die Schulleiter benötigen einen verbindlichen Handlungsspielraum und eine bessere Zuarbeit ihrer zuständigen Behörden. Wir helfen gern mit und bieten unsere Unterstützung auf kommunaler Ebene an.