Distanzunterricht ist kein Allheilmittel
…wenngleich die voranschreitende Digitalisierung auch in der Thüringer
Schulbildungslandschaft das Lernen positiv unterstützt. Dem eklatanten Lehrermangel jedoch, dessen Ursachen zuerst in der seit vielen Jahren ungenügenden Bildungspolitik der Landesregierung zu finden sind, begegnet man damit nicht. Auch haben zwei Corona-Jahre mit „Homeschooling“ nur zu sehr verdeutlicht, wie enorm wichtig der unmittelbare Kontakt zwischen Lehrern und Schülern ist.
Wir FREIEN WÄHLER THÜRINGEN sind uns der unguten Folgen verfehlter Schulpolitik bewusst. Vom mitverursachten Fachkräftemangel in klassischen Lehrberufen über stetig sinkendes Bildungsniveau bis zum Raubbau an der ländlichen Schullandschaft und vielen weiteren Missständen mehr. Was Thüringen braucht ist kein Herumdoktoren an den Symptomen selbst verursachter Regierungsfehler, sondern Mut für neue Wege und konsequentes Beseitigen der Ursachen für immer weiter verfallende Schulbildungsstandards.
Unsere Forderungen lauten:
1) Umbau des Schulsystems hin zu einer einheitlichen Beschulung aller Schüler bis einschließlich Klasse 9 bzw. 10. Befähigte Schüler können danach weiterlernen, um mit dem Abitur die Hochschulreife zu erlangen. Das Abitur, der Real- wie auch der Hauptschulabschluss erlangen jeweils wieder höhere Wertigkeit. Damit wird zudem die aktuell noch dreigliedrige Schullandschaft gestrafft, mit der Folge weniger zu unterhaltender Gebäudeinfrastruktur, mehr verfügbaren Lehrkräften und besser ausgelasteten Schulklassen.
2) Einführung berufspraktischer Unterrichtsstunden, bei denen die Schüler in Unternehmen mitarbeiten. Dadurch gewinnen junge Leute einen realen Bezug zur Arbeitswelt und können sich zielgerichteter beruflich orientieren.
3) Ausgliederung des Lehramtsstudiums von den Universitäten in Erfurt und Jena, hin in ein zu begründendes eigenständiges Lehrerinstitut. Dazu Vereinheitlichung des Lehramtsstudiums für alle Lehrkräfte der Oberstufe bis einschließlich 10. Klasse.
4) Förderung von Lehrkräften als Seiteneinsteiger, welche aus der Praxis kommen. Mehr Anerkenntnis, dass deren berufliche Vita für die Schüler, neben den grundständig ausgebildeten Lehrern, eine zusätzliche Bereicherung ist.
5) Einsicht, dass die Inklusion lerneingeschränkter Schulkinder in den regulären Unterricht sich in der bisherigen Praxis nicht bewährt hat. Lernbeeinträchtigte Kinder sollen wieder in speziell auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Klassenverbände zum gemeinschaftlichen Lernen
zusammengeführt werden. Im Gegenzug sollen nicht lernbeeinträchtigte Kinder in ihrer schulischen Bildung nicht aufgrund auferlegter Rücksichtnahmen gebremst werden.
Inklusion ist wichtig und muss zuerst im sozialen Miteinander bei Sport, Spiel und jedwedem respektvollen Umgang zwischen Kindern geprägt werden.
6) Die Schullandschaft im ländlichen Raum darf nicht weiter ausgedünnt werden, weil man unter Rückgriff auf ein aktuell schlecht gestaltetes Schulgesetz unrealistische Schülerzahlen voraussetzt. Schule muss den Schülern zuerst ein gutes Lernangebot und den Lehrkräften einen verlässlichen Arbeitsplatz bieten, anstatt aufgrund rein ökonomischer
Berechnungsgrundlagen/ der Schülerzahl über Erhalt oder Schließung einer Schule zu entscheiden.
Uwe Rückert und Anne-Kathrin Westhäuser
Für den Vorstand der FREIEN WÄHLER THÜRINGEN