Zuwanderung ist kein Allheilmittel um Fachkräftemangel zu beheben. Besser ist eine kluge Erziehungs- und Bildungspolitik, sowie zielführende Berufsausbildung und Studiengänge, um heranwachsende Generationen für den eigenen Arbeitsmarkt fit zu machen.

Bundesentwicklungsministerin Schulze und Bundesarbeitsminister Heil wollen deutsche Migrationsberatungszentren in afrikanischen und asiatischen Entwicklungs- bzw. Schwellenländern ertüchtigen, dass diese gezielt Fachkräfte aus dortigen Ländern für Deutschland anwerben. Damit verfolgt die Bundesregierung weiter einen nicht ganzheitlichen Ansatz, der einige Symptome bekämpft und damit zugleich andere Probleme verstärkt.

Warum sollen gut qualifizierte Arbeitskräfte aus Ländern abgezogen werden, obwohl dort dringend Aufbauarbeit geleistet werden muss?

Warum fördert die Bundesregierung nicht die eigene Bevölkerung, um sie fit für die Bedarfe unseres Arbeitsmarktes zu machen?

Warum korrigieren Regierungen in Berlin und Erfurt nicht die Fehlstellungen im Bildungssystem, um unsere Menschen zielgerichtet als Fachkräfte auszubilden?

Landesvorsitzender Freie Wähler Thüringen:

Frühkindliche Erziehung

Gute frühkindliche Förderung braucht einen angemessenen Personalschlüssel bei Erzieherinnen und Erziehern im Kita-Bereich. Kleinkinder dürfen nicht aufgrund einer Personalsparpolitik nur noch verwaltet werden, sondern haben einen Anspruch auf Erziehung und Vorschulbildung. Immer mehr Schulanfänger verfügen über mangelnde Sprachkompetenzen und sind damit nicht fit, um in der Grundschule zu bestehen. Deshalb muss der Personalschlüssel für Kitas angepasst werden, damit mehr Erzieherpersonal verfügbar wird.

Schulbildung besser machen

Nach der Grundschule sollen alle nicht lerneingeschränkten Kinder bis zur 10. Klasse gemeinsam lernen und dabei gem. ihren individuellen Fähigkeiten gefördert werden; beispielsweise durch Mathematik-Leistungskurse. Mit erfolgreichem Absolvieren der Realschule sollen gewillte und befähigte Schüler die Möglichkeit haben nach weiteren drei Schuljahren ein Abitur abzulegen. Zu erwarten wären deutlich mehr Schulabgänger mit Realschulabschluss, welche den Arbeitsmarkt in den dringend benötigten Lehrberufen verstärken. Zugleich würde die Zahl der Hochschulabsolventen sinken und eine Akademisierung vorrangig dort fördern, wo sie benötigt wird.

gescheiterte schulische Inklusion

Der Versuche einer Inklusion von lernbeeinträchtigten Schülern in Klassenverbände von nichtlernbeeinträchtigten Schülern muss als mehrheitlich gescheitert bewertet werden. Um lernbeeinträchtigte Schüler zu fördern, ohne sie zu überfordern, brauchen sie auch Erfolge. Lernerfolge erzielen sie jedoch nur in geschlossenen Gruppen, welche ihrem individuellen Lernvermögen entsprechen. Darüber hinaus ist schulische Inklusion außerhalb der Hauptfächer weiter zu unterstützen, um die soziale Kompetenz im Umgang miteinander zu fördern.

Lehrberufe gegenüber Studium nicht benachteiligen

Klassische Lehrberufe müssen gleichberechtigt zum Studium gefördert werden. Das schließt auch eine deutliche Erhöhung der Anreize für höhere Berufsausbildungen, insbesondere der Meisterausbildungen ein. Aktuell bestehende Förderungen wie Meisterbonus und Meisterprämie sind noch deutlich ungenügend und zudem mit erheblichen bürokratischen Hürden für Antragsteller verbunden. Höhere Berufsausbildung muss zudem für alle Berufsgruppen und Wirtschaftsrichtungen gleichbehandelt sein, inklusive einer anzustrebenden Gebührenfreiheit.

Lehrermangel beheben

Lehrermangel behebt sich nicht, wenn eine nur ungenügende Anzahl von Lehramtsanwärtern angenommen wird, wie beispielsweise bei Grundschullehramtsanwärtern in Thüringen der Fall. Neben einer beruflichen Gleichstellung Thüringer Lehrerinnen und Lehrer zu ihren Kollegen in anderen Bundesländern, muss bereits mit dem Lehramtsstudium grundständiger Lehrerinnen und Lehrer ein tragfähiges Fundament gelegt werden. Für Thüringen ist die Einrichtung einer eigenständigen pädagogischen Hochschule für Lehramtsstudium überfällig. Auch Quereinsteiger brauchen bessere Bedingungen, um den beruflichen Wechsel ins Lehramt attraktiv zu machen. Dazu zählen beispielsweise Anerkenntnis von Erfahrungsstufen aus vorherigen Arbeitsverhältnissen, eine gleiche Besoldung/ ein gleiches Gehalt wie andere Lehrkräfte es erhalten sowie eine zumut- und leistbare Berufsqualifikation, welche zumeist parallel zum Unterrichtseinsatz stattfindet.

Uwe Rückert

Landesvorsitzender