Rettungsdienst an der Belastungsgrenze

Thüringen braucht eine funktionierende Rettungskette und das bedingt motiviertes, gut ausgebildetes und bei verträglichen Arbeitszeiten sowie mehr angemessener Vergütung effizient eingesetztes Personal.

22.12.2022: Durch die steigende Zahl der Notrufe und der schnellere Griff zum Telefon – oft schon bei Bagatellen – durch die Bevölkerung, sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Leitstelle und auf den Rettungsmitteln an der Belastungsgrenze angekommen.

Nicht selten stehen diese kurz vor dem Burnout und der Frust nimmt zu. Der Bürger weiß sich leider heutzutage nicht mehr selbst zu helfen. Es sollte deshalb früh durch eine gezielte Aufklärung diesem entgegengewirkt werden. 

Das Personal in der Leitstelle steuert die Einsatzkräfte, nachdem der Anruf eingegangen ist. Die Rechtssicherheit ihrer Handlungen ist dabei von großer Bedeutung. Eine Zusammenlegung der kassenärztlichen Notdienst-Leitstelle und der Rettungsleitstelle ist anzustreben, wobei die Leitstellenmitarbeiter dem KV-Dienst auch weisungsberechtigt sein sollten. 

Auf den Rettungsmitteln und in der Leitstelle ist das Fachpersonal sehr gut ausgebildet.

So arbeiten die Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter nach Behandlungsalgorithmen, welche sich am aktuellen Stand der Wissenschaft und Forschung orientieren. Hier wird die Rückendeckung des Gesetzgebers für die lebensrettende Arbeit an den Patientinnen und Patienten gebraucht, um den Lehrberuf des Notfallsanitäters weiter mit guten Fachkräften besetzen zu können. 

Da das Sozialgesetzbuch auch 2022 immer noch den Rettungsdienst als Transportdienstleistung ansieht, welche in einem Krankenhaus endet, sorgt dies für Überlastung an den nachgeordneten Stellen. Hier müssten sich dringend die Gesetze anpassen.

Einsatzfreie Zeiten werden im Rettungsdienst leider immer noch als „nicht-Arbeit“ angenommen. Die Arbeit im Rettungsdienst ist nach wie vor flächendeckend auf teilweise Bereitschaftszeiten ausgelegt. Dies entspricht natürlich meist nicht mehr der Realität und ist damit ein Hauptkritikpunkt der Kolleginnen und Kollegen im Einsatzdienst. Durch Kostenträger werden bestimmte Formulierungen als Argumente angesehen, welche Arbeitszeiten regelrecht auszuweiten. Hierdurch wuchs der Personalnotstand nur noch weiter an, da das Personal nicht mehr mitmacht. 

Auch einsatzfreie Zeit ist keine Freizeit!

Die Arbeit im Einsatzdienst ist generell als psychisch und körperlich sehr belastend zu bewerten. Auch für das Personal im Einsatzdienst, egal ob Rettungsdienst, Leitstelle oder Feuerwehr muss ein Höchstalter für die Rente von 60 Jahren gelten. Ein Plan für z. B. Altersteilzeit wäre anzustreben. 

Im Rettungsdienst ist die Karriereleiter schnell am Ende angelangt. Es müssen Aufstiegsmöglichkeiten geschafften werden, damit wir kein gutes Personal in andere Branchen verlieren. 

Der Rettungsdienst ist ein kleiner Bestandteil im Gesundheitswesen, aber enorm wichtiger Teil der Daseinsvorsorge. Funktioniert der Rettungsdienst nicht, wird sich dies nachgelagert auf die Notaufnahmen und Krankenhäuser negativ auswirken. In der Ersten Hilfe wird von der Rettungskette gesprochen, welche immer nur so stark sein kann, wie ihr schwächstes Glied.

Darin liegt schon längerfristig ein drängendes Problem, das dringend einer Lösung bedarf, wollen wir keine gefährliche Lücke im Rettungswesen entstehen lassen. Es geht um Menschenleben.

Andreas Weise, Stellvertretender Landesvorsitzender